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Hilfe zur Selbsthilfe für Flüchtlinge in Algerien

Weltweit waren 2016 mehr als 65 Millionen Menschen auf der Flucht — in Algerien leistet ihnen WFP Hilfe zur Selbsthilfe.
, WFP Deutsch

Mehr als 65,5 Millionen Menschen waren 2016 weltweit auf der Flucht — so viele wie seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr. Viele Familien sind bereits jahrelang vertrieben, wie die sahaurischen Flüchtlinge in Algerien. Doch trockene Böden und starke Hitze erschweren ihnen den Anbau von Nahrungsmitteln und Grünfutter für ihre Nutztiere. Lesen Sie zum Weltflüchtlingstag, wie ein innovatives WFP-Projekt grüne Inseln in der Wüste schafft — und den Sahauri-Flüchtlingen dank moderner Hydrokulturen eine neue Lebensgrundlage ermöglicht.

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Die Böden rund um die Flüchtlingscamps in West-Algerien erlauben keine traditionelle Landwirtschaft. Foto: WFP/Heidi Haugen

Inmitten der Sanddünen der algerischen Wüste scheint das Grün der Gerste — oder jedes anderen Getreides — ein eher unwahrscheinlicher Anblick. Doch in fünf Camps in der Nähe von Tindouf im Südwesten des Landes, wo sahaurische Flüchtlinge wohnen, keimt Gerstenfutter auf Miniatur-Feldern.

Das Geheimnis hinter diesen tablettgroßen Oasen sind Hydrokulturen. Mit dieser Technik können Landwirte Nutzpflanzen mit bis zu 90% weniger Wasser als in der traditionellen Landwirtschaft anbauen. Die Pflanzen brauchen keine Erde, Nährstoffe ziehen sie aus speziellen Lösungen. So entwickeln sie sich bis zu doppelt so schnell wie im klassischen Anbau auf dem Feld. In Hydrokultur-Einheiten, die durch Sonnenenergie betrieben werden können, sind Temperatur und Wasserversorgung außerdem präziser steuer- und überprüfbar. Und die Kulturpflanzen brauchen keine Pestizide!

„Das fehlende Grünfutter zur Ernährung unserer Tiere ist ein großes Problem für uns", sagt der Sahauri-Flüchtling Maryam Abdelkader.

Da die trockene Wüstenumgebung keinen Ackerbau zulässt, ist der Viehbestand die wichtigste Lebensgrundlage für die fast 90.000 sahaurischen Flüchtlinge. Und folglich ist er auch ihr am meisten geschätzter Besitz.

Auf dem Markt ist Grünfutter sehr teuer. Daher sehen sich viele Flüchtlinge gezwungen, ihre Tiere mit übrig gebliebenem Essen und Müll zu füttern, der teils sogar Plastik enthält. Das wirkt sich nicht nur schlecht auf die Milchproduktion der Tiere sondern auch auf die Qualität und Menge ihres Fleisches aus, dessen Verzehr krank machen soll. Außerdem stirbt die Hälfte aller Schafe und Ziegen schon kurz nach der Geburt wegen der unzureichenden Nahrung.

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Vorher/Nachher: Hochwertigeres Futter verbessert die Qualität und die Menge von Fleisch und Milch. Foto: WFP/ Nina Schroeder

"Wir können noch gar nicht glauben, dass wir jetzt Futter in den Camps haben", sagt Maryam. „Wir haben eine deutliche Veränderung im Fleisch und in der Milchproduktion unserer Tiere bemerkt. Unser Essen wird nun viel besser sein."

Maryam, ihre Schwester Fatma und viele weitere Flüchtlinge haben das Hydrokulturen-Projekt mit der Unterstützung von WFP in den letzten drei Monaten begeistert umgesetzt.

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Durch Hydrokulturen können Sahauri-Flüchtlinge ihre Lebensgrundlage in der kargen Wüste deutlich verbessern. Foto: WFP/Nina Schroeder

Innovative Technologien wie Hydrokulturen geben den Familien in den Camps Hoffnung. Ihre Gemeinschaft muss täglich mit den schweren Wetterbedingungen und um genügend Nahrung kämpfen.

Das Hydrokulturen-Projekt konzentriert sich in Algerien zunächst auf Gerstensaat, die vor Ort erhältlich ist. Unterstützt durch den WFP Innovation Accelerator helfen die algerischen WFP-Mitarbeiter den Sahauri-Flüchtlingen dabei, ein geeignetes Gewächshaus aus lokal verfügbaren Materialien zu bauen und die besten Hydrokultur–Methoden in einem Versuchslabor auszutesten. Es ist das erste Mal, dass Hilfsorganisationen in Nordafrika und im Mittleren Osten Hydrokulturen einsetzen.

Das Futter wächst in einem Zyklus von 7 Tagen in solarbetriebenen Containereinheiten. Diese sind Flüchtlingsfamilien oder jungen Unternehmenskooperativen in den Camps zugeteilt. Bei Ihnen liegt die Verantwortung für die Einheit. Die teilnehmenden Familien erhalten Schulungen zu allen technischen Aspekten der Hydrokulturen und lernen, wie sie überzählige Ernten verkaufen können.

In der Zukunft sollen auch andere Kulturpflanzen einschließlich Moringabäumen, verschiedene Gemüsesorten und die Hülsenfrucht Alfalfa angebaut werden, damit sich die sahaurischen Flüchtlinge dauerhafte Lebensgrundlagen aufbauen können.

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Seitdem die Zuchttiere der Sahauri-Flüchtlinge frisches Grünfutter bekommen, hat sich unter anderem die Milchproduktion verbessert. Foto: WFP/Soazic Dupuy

Gefördert wird das innovative Projekt durch den WFP Innovation Accelerator. In der kreativen Denkfabrik kommen WFP-Mitarbeiter mit Experten aus Wissenschaft, Zivilgesellschaft und Privatwirtschaft zusammen, um gemeinsam innovative Lösungsansätze für eine Welt ohne Hunger zu entwickeln. Finanziert wird der Innovation Accelerator durch das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, dem Auswärtigem Amt sowie dem Bayrischen Landesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten.

Erfahren Sie mehr über den WFP Innovation Accelerator.