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Familien flüchten vor der Krise in Venezuela

Der stetige Menschenstrom über die „Simón Bolivar“-Brücke ist zu einem Symbol für die noch nie dagewesene Migration von Venezuela nach…
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Der stetige Menschenstrom über die „Simón Bolivar"-Brücke ist zu einem Symbol für die noch nie dagewesene Migration von Venezuela nach Kolumbien geworden.

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Jeden Tag überqueren tausende Familien die Brücke auf der Suche nach Nahrungsmitteln, Medikamenten oder einer neuen Lebensgrundlage. Foto: WFP/Darío Lopera

Es dauert oft Stunden, die 315 Meter lange Brücke zwischen San Antonio Tachira in Venezuela und der Grenzstadt Cúcuta in Kolumbien zu überqueren, weil sich tausende Migranten auf dem Grenzübergang drängen.

Elda, eine 30-jährige Venezolanerin, war eine von ihnen. Mit Tränen in den Augen erinnert sie sich an den Tag, an dem sie ihr Land verließ. „Es war extrem schwer für mich, meine Tochter zurückzulassen. Sie ist 12 und ich wünschte ich könnte in diesem schwierigen Alter bei ihr sein. Wir haben viel darüber geredet", sagt sie.

"In Venezuela lassen Eltern ihre Kinder bis zum Mittag schlafen, damit sie das Frühstück aussetzen können".

Sie ist sich bewusst, dass viele Menschen in ihrem Land schwierige Entscheidungen treffen müssen. „In Venezuela lassen Eltern ihre Kinder bis zum Mittag schlafen, damit sie das Frühstück aussetzen können", sagt Elda. „Zumindest meine Schwester mit ihren drei Kindern muss das so machen".

"Ich dachte, ich hätte alles im Leben. Es tut sehr weh, wenn einem alles weggenommen wird", sagt Elda.

In Venezuela hatte Elda einen sicheren Job in einem Supermarkt, ein Haus und ein Auto. Es war kein Luxus, sagt sie. Aber genug, um ein gutes Leben zu führen und ihre Tochter zu unterstützen. Doch nach der Wirtschaftskrise konnte sie mit ihrem Gehalt nicht einmal das Nötigste bezahlen.

Wie andere Migranten überquerte Elda die „Simón Bolivar"-Brücke in dem verzweifelten Versuch, ihre Familie zu versorgen.

Auf der Brücke gibt es zwei Wege. Auf dem einen begleitet die kolumbianische Polizei alte und behinderte Menschen. Auf dem anderen stellen sich ganze Familien an. Sie tragen Koffer, Kinderwägen und Kisten mit ihren Habseligkeiten.

Nachdem sie ihre Personalausweise vorgezeigt und die Migrationsschalter passiert haben, steht Erleichterung in ihre Gesichtern geschrieben — endlich eine Zukunft.

"Es ist jeden Tag so voll auf der Brücke", sagt eine kolumbianische Immigrationsbeamtin. „Obwohl in den letzten Monaten noch mehr Menschen gekommen sind, passieren immer noch täglich Hunderte die Brücke auf der Suche nach einem besseren Leben".

Von Hunger und Not getrieben, nehmen die Migranten weite Reisen auf sich und bringen enorme Opfer. Sie lassen ihr altes Leben zurück — oder wie in Eldas Fall — ihre Partner und Familien.

Fast eine Million Migranten haben die Grenze bereits überquert. Davon sind schätzungsweise 660.000 Menschen in Kolumbien geblieben. Neunzig Prozent von ihnen wissen nicht, woher sie ihre nächste Mahlzeit bekommen sollen.

Das UN World Food Programme (WFP) unterstützt in den Grenzgebieten Arauca, La Guajira und Norte de Santander die Bedürftigsten — vor allem Frauen und Kinder — mit Notrationen und Ernährungshilfe.

"Der fehlende Zugang zu medizinischer Versorgung, Bildung und Nahrungsmitteln zwingt Menschen zur Flucht und dazu, die Grenze zu überqueren — egal wie", erklärt Elisabet Fadul, WFP- Nothilfekoordinatorin in Cúcuta.

"Das Leben der Migranten ist bitter".

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Ein erschöpftes Kind ruht sich auf dem Gepäck seiner Familie aus. Foto: WFP/Diego Álvarez.

Cúcuta ist die größte kolumbianische Stadt nahe der venezolanischen Grenze. Viele Migranten erhoffen sich hier eine bessere Zukunft.

"Das Leben der Migranten ist bitter", sagt Vater Francesco Bortignon, ein Missionar, der mit WFP-Hilfe mehrere Kantinen und Behelfsunterkünfte in Cúcuta betreibt. Vater Francesco betont, dass die Migranten vor allem Essen bräuchten und ihm auffiele, dass viele Kinder mangelernährt seien.

Wie tausende venezolanische Migranten, kolumbianische Rückkehrer — die von den bewaffneten Konflikten geflohen waren — und Migranten mit beiden Staatsbürgerschaften, erhält Elda WFP-Nothilfe.

Nach ihrer Ankunft im April fing sie an Empanadas auf den Straßen Cúcutas zu verkaufen, um Geld für Nahrungsmittel und ihre Familie in Venezuela zu verdienen.

"Man darf den Mut nicht verlieren oder sich von anderen die Lebensqualität zerstören lassen — jeder hat ein gutes Leben verdient", sagt sie.