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Es ist nicht einfach, ein Flüchtling zu sein

Ich bin Sawyeddollah, ein WFP-Storyteller und geflüchteter Rohingya. Es ist Weltflüchtlingswoche und ich erzähle hier, warum ich mich dazu…
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Ich bin Sawyeddollah, ein WFP-Storyteller und geflüchteter Rohingya. Es ist Weltflüchtlingswoche und ich erzähle hier, warum ich mich dazu entschlossen hatte, nach Bangladesch zu fliehen und ein lebenswertes Leben zu suchen.

Sawyeddollah ist ein WFP-Storyteller und Rohingya-Jugendaktivist im weltweit größten Flüchtlingscamp in Bangladesch. Bevor er im September 2017 in Bangladesch ankam, lebte er im Bundesstaat Arakan im Norden von Myanmar. Das ist seine Geschichte.

Diejenigen, die Fragen stellen dürfen und ein Zuhause besitzen, sind lebendige Menschen. Diejenigen, die zwar ein Zuhause haben, aber keine Fragen stellen dürfen, leben — aber so als ob sie tot wären. Diejenigen, die zwar Fragen stellen können, aber kein Zuhause besitzen, sind Geflüchtete. Überall auf der Welt müssen Menschen fliehen, sie beginnen zu fragen und hören auf, so zu leben, als wären sie tot. Aber auch wenn sie Fragen stellen, können viele von ihnen nicht frei und lebenswert leben. Ein Flüchtling zu werden, ist der legale Weg, ein lebenswertes Leben zu suchen. Aber das ist nicht einfach.

Ich wurde im Dezember 2000 geboren. Ich war in der elften Klasse, als mir auffiel, dass ich so lebte, als wäre ich ein Toter in meiner Heimat in der Buthidaung Gemeinde, im Norden des Bundesstaates Arakan in Myanmar. Deshalb entschloss ich mich, nach Bangladesch zu fliehen, um nicht zu sterben und nach einem lebenswerten Leben zu streben. Denn das war unmöglich in meiner Heimat.

Als ich meine Reise nach Bangladesch antrat, traf ich viele weitere Rohingyas, die aus demselben Grund nach Myanmar flüchteten — um ihr eigenes lebenswertes Leben zu finden. Ich flüchtete während der Regenzeit und die Reise war sehr lang. Ich nahm nur etwas Essen mit: Kedgeree (ein Fischgericht mit Reis), Bananen und ungekochten Reis, in der Hoffnung, dass das für zehn Tage ausreichen würde. Aber es lagen viele große Berge zwischen meiner Heimat und Bangladesch und noch dazu waren die Wege vom Regen durchtränkt. Ich geriet in viele ernsthafte Schwierigkeiten beim Überqueren dieser Berge und musste 15 Tage zu Fuß gehen. Ich hungerte vier Tage lang, da mein Essensvorrat nach elf Tagen verbraucht war. Schließlich erreichte ich die Grenze Bangladeschs und schwamm am 11. September 2017 durch den Naf — den Grenzfluss zwischen Bangladesch und Myanmar.

Jetzt lebe ich hier im weltweit größten Flüchtlingscamp. Ich freue mich sehr und bin der Regierung Bangladeschs und der Bevölkerung dankbar, dass sie Güte zeigen und mir erlauben, zeitweise in ihrem eigenen Land zu leben. Außerdem danke ich allen Helfern, die mich mit humanitärer Hilfe unterstützen, wie zum Beispiel dem Reis, Öl und den Erbsen, die ich von WFP bekomme. Hier darf ich in Frieden beten, das war in Myanmar unmöglich. Mit der Unterstützung der Regierung und der Helfer bekam ich hier so etwas wie eine Grundversorgung. Ich bin sehr froh, hier nun Fragen stellen zu dürfen, aber es stört mich, immer noch keine Antworten zu bekommen. Mein Leben hier besteht nur aus dem Warten auf Hilfe und der Hoffnung auf ein lebenswertes Leben. Aber bis jetzt werde ich von nichts und niemandem unterstützt.

In Myanmar wohnte ich in einem Haus, aber hier muss ich auf dem Boden schlafen unter einem Planendach. In Myanmar konnte ich zur Schule gehen, hier nicht. Wenn ich mich waschen möchte, muss ich mich hier für den Wasserhahn in einer langen Warteschlange anstellen. Außerdem ist es hier gefährlich. Vor allem während der Monsunzeit und wenn Zyklone Bangladesch heimsuchen, ist es problematisch und unsicher. Auch meine Chancen auf Bildung oder Karriere geraten mit der Zeit in echte Gefahr. Und noch dazu bin ich ein staatenloses Kind und als Flüchtling in dieser komplizierten Situation zwischen zwei Ländern gefangen.

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Ich vor meinem Zuhause mit Planendach im Jamtoli-Camp, Bangladesch. WFP/Hugh Rutherford

WFP bildete mich zum Storyteller aus, damit ich meine Geschichte mit der Welt teilen kann. Schau dir dieses Video an und erfahre, weshalb ich möchte, dass du meine Geschichte von mir erzählt bekommst.

15 Tage von Myanmar nach Bangladesch: Sawyeddollahs Geschichte. Gefilmt und produziert von WFP/Hugh Rutherford

Hier ist eine Fotostory über einen Mann, den ich bewundere, die ich während eines WFP-Storyteller-Trainings gemacht habe.

Ich bewundere diesen Mann namens Nor Islam, 27 Jahre alt, aus dem Jamtoli-Camp Nummer 15 in der Nähe meiner Unterkunft. Er lebt dort zusammen mit seiner Familie. Er hat einen Sohn namens Sawdol Islam, acht Jahre alt, und eine Tochter, Norfatama, sechs Jahre alt. Ich kenne ihn seit dem 15. September 2017, nachdem wir beide hier in Bangladesch ankamen.

„Ich war Landwirt und früher waren wir vier in meiner Familie", sagte Nor Islam. „Meine Frau starb auf dem Weg, als wir aus unserer Heimat flüchten mussten", sagte er. Jetzt lebt er hier mit seinem Sohn und seiner Tochter.

„Ich werde niemals eine andere heiraten. Denn falls ich eine andere Person heirate, würde vielleicht meine Liebe für meine Frau nachlassen", sagte Nor Islam.

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Nun sorgt er sich allein mit der Liebe beider Elternteile um seine Kinder. Er hat ein gütiges Herz und zeigt nie Traurigkeit. Selbst wenn er in Schwierigkeiten gerät, bleibt er weiterhin glücklich. Deshalb bewundere ich ihn so sehr.

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