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10 Mythen über den Welthunger

Es gibt nicht genug Nahrung, um die ganze Welt zu ernähren. In Afrika leben alle Hungernden der Welt. Dürren und andere Naturphänomene sind schuld am Hunger. Wir haben eine Liste der 10 häufigsten Mythen über den Welthunger erstellt und sie mit Fakten verglichen.
, WFP Deutsch
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1 . Mythos: Hunger bedeutet, nicht genug zu essen zu haben.

Die Realität: Hunger ist viel mehr als ein leerer Magen. Es gibt auch den "versteckten Hunger", der durch nährstoffarme Ernährung entsteht: Fehlt es an Mikronährstoffen, dann wirkt sich das auf die körperliche und geistige Entwicklung eines Menschen aus. Vor allem die ersten 1,000 Tage eines Lebens — von der Zeugung bis ins Kleinkindalter — sind entscheidend, um irreversible Schäden zu vermeiden.

2. Mythos: Alle Hungernden der Welt leben in Afrika.

Die Realität: 815 Millionen Menschen hungern weltweit. Auch wenn Hunger in Afrika am weitesten verbreitet ist, leben — nach absoluten Zahlen — die meisten Hungernden in Asien: 520 Millionen Menschen. Im weniger dicht besiedelten Afrika sind es rund 243 Millionen Menschen, die nicht ausreichend zu essen haben.

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3. Mythos: Es wird nie genug Nahrung geben, um die ganze Welt zu ernähren.

Die Realität: Aktuell gibt es genug Nahrung, um alle Menschen auf der Welt zu ernähren. Nach einem Bericht der Food and Agriculture Organisation (FAO) wird die Weltbevölkerung bis 2050 auf 9 Milliarden anwachsen und die Nachfrage nach Nahrungsmitteln um rund 70 Prozent ansteigen. Damit das auch weiterhin genug Nahrung für alle verfügbar ist, müssen wir die Produktion und unserer Verhalten umstellen: Von den vier Milliarden Tonnen Nahrung, die jedes Jahr produziert werden, wird ein Drittel verschwendet. Das kostet die globale Wirtschaft jährlich rund 750 Milliarden US-Dollar. Im globalen Norden wandert Essen oft direkt vom Teller in die Tonne — in Entwicklungsländern geht es häufig während der Produktion verloren, weil die Ernten wegen schlechter Lagerung verderben, nicht verarbeitet werden können oder weil Bauern keine Möglichkeit haben, ihre Waren zum Markt zu transportieren. Wir müssen deshalb innovativ sein und unsere Versorgungsketten effizienter machen, indem wir nachhaltige, langlebige Märkte aufbauen. Dazu müssen wir u.a. die ländliche Infrastruktur — insbesondere die Straßen, die Lagerung und die Elektrifizierung — verbessern, damit Bauern in Entwicklungsländern mehr Verbraucher erreichen können.

4. Mythos: Hunger wird allein von Dürren und anderen Naturphänomenen verursacht.

Die Realität: Natürliche Ursachen können Menschen, die bereits gefährdet sind, in Hunger und Armut stürzen. Laut den Ergebnissen des Weltklimaberichts werden arme Regionen in Afrika, Asien und Lateinamerika am stärksten von den Folgen des Klimawandels betroffen sein — eben jene Regionen, die ohnehin Schwierigkeiten haben, selbst ausreichend Nahrungsmittel zu produzieren und zu erwerben. Die Natur ist aber nur ein Faktor unter vielen. Seit 1992 hat sich die Anzahl der Ernährungskrisen mit menschlichen Ursachen verdoppelt. Bewaffnete Konflikte stehen heutzutage im Mittelpunkt der schlimmsten Ernährungskrisen, wie in Syrien, im Südsudan oder im Irak. Kämpfe vertreiben Menschen, zerstören die lokalen Märkte, treiben die Nahrungsmittelpreise in die Höhe und erschweren die Ernährungshilfe dort, wo sie am meisten benötigt wird.

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5. Mythos: Hunger ist nur eine Gesundheitsfrage.

Die Realität: Hunger hat nicht nur Auswirkungen auf die Gesundheit und die physische Entwicklung einer Person. Hunger beeinflusst auch das Bildungsniveau und die Volkswirtschaft. Hungrige Kinder können sich nicht auf den Unterricht konzentrieren oder gar nicht erst zur Schule gehen. Hungernde Erwachsene können nur weniger effizient arbeiten. Mangelernährung wirkt sich auf das Bruttosozialprodukt eines ganzen Landes aus: Eine Studie in Guatemala kam zum Ergebnis, dass eine Gruppe von Jungen, die in ihrer Kindheit mit angereicherter Spezialnahrung ernährt wurde, später ein um bis zu 46 Prozent höheres Gehalt bekam als die Personen einer Vergleichsgruppe, bei der dies nicht der Fall war.

6. Mythos: Es gibt genug Probleme auf der Welt. Warum soll ich mich mit Hunger in anderen Ländern beschäftigen?

Die Realität: Die heutige Welt ist immer stärker vernetzt und Probleme sind global. Hunger macht nicht vor Landesgrenzen halt. Einer von neun Menschen auf der Welt leidet Hunger und kann sein geistiges und körperliches Potential nicht ausschöpfen. Daher ist es auch hierzulande wichtig, das Konsumverhalten zu überdenken. Um im Jahr 2050 rund 9 Milliarden Menschen ausreichend zu ernähren, müssten laut FAO 70 Prozent mehr Nahrungsmittel produziert werden. Eine solche Steigerung ist ohne weitere gravierende Umweltschäden nur durch ein Umdenken der Industrieländer möglich — und durch mehr Investitionen in die globale kleinbäuerliche Landwirtschaft.

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7. Mythos: Hunger und Hungersnöte sind schwer vorauszusagen. Man kann sich nicht auf sie vorbereiten.

Die Realität: Es gibt viele Wege, um die Entwicklungen der Preise und Produktion von Nahrungsmittel zu überwachen und vorauszusagen. WFP beugt akuten Hunger vor und investiert in Katastrophenvorsorge und -milderung. WFP arbeitet z.B. strategisch mit Regierungen betroffener Länder zusammen, um ihre Kapazitäten zu stärken, damit sie im Fall einer Katastrophe vorhersehen und rasch auf deren Auswirkungen reagieren können. Gleichzeitig ist die UN in einem sogenannten Cluster-System organisiert, das in einem Krisenfall schnell aktiviert werden kann. WFP leitet das Logistik-Cluster und koordiniert schnell und effektiv den Transport von Nahrungsmitteln und anderen lebensnotwendigen Hilfsgütern wie Zelten, Medizin aus humanitären Depots in die Krisenregionen. Über den humanitäre Flugdienst UNHAS bringt WFP Hilfskräfte in Gebiete, die nicht mehr kommerziell angeflogen werden.

8. Mythos: Menschen leiden nur in Notsituationen Hunger.

Die Realität: In Notsituationen sind ganze Bevölkerungsgruppen von Hunger betroffen — das kann großes Medieninteresse nach sich ziehen. Naturkatastrophen oder bewaffnete Konflikte betreffen aber nur einen Teil der weltweit Hungernden: Paradoxerweise ist Hunger vor allem ein ländliches Problem. 3 von 4 Hungernden leben auf dem Land. Obwohl sie Nahrungsmittel produzieren, reicht ihr Einkommen nicht aus, um ihre Familien zu ernähren. Neben Unterernährung, leiden fast 2 Milliarden Menschen an verstecktem Hunger. Daher sind gerade langfristige Programme, wie WFP-Schulspeisungen oder Food for Work & Cash for Work, so wichtig.

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9. Mythos: Es gibt dringendere globale Probleme als Hunger. Was ist mit Armut, bewaffneten Konflikten und der Benachteiligung von Frauen?

Die Realität: Hunger ist die Ursache vieler dieser Probleme und Teil eines Teufelskreises. Stehen einer Familie nicht ausreichend finanzielle Mittel für eine ausgewogene Ernährung zur Verfügung, leiden vor allem Frauen und Kinder Hunger. Unter- und Mangelernährung können dazu führen, dass Kinder immer wieder der Schule fernbleiben oder sich nicht auf den Unterricht konzentrieren können. Hunger schadet der Volkswirtschaft eines ganzen Landes: Ökonomen schätzen, dass ein Kind, dessen mentale und körperliche Entwicklung durch Hunger und Unterernährung beeinträchtigt wird, 5–10 Prozent weniger Einkommen haben wird als Menschen, die nicht als Kind Hunger litten. Ist die Ernährung der Bevölkerung nicht gesichert, kommt es eher zu bewaffneten Konflikten, die wiederum dazu führen, dass Bauern ihre Felder nicht mehr bestellen können und ganze Ernten verloren gehen. Hunger zu bekämpfen, ist somit eine Voraussetzung, um Wohlstand, Frieden und Gleichberechtigung zu schaffen.

10. Mythos: Wir können nichts tun, um den Hungernden zu helfen.

Die Realität: Hunger ist ein komplexes Problem, aber es gibt ganz konstruktive Maßnahmen, die jedermann gegen den Welthunger ergreifen kann. Dazu zählt etwa: nachhaltig konsumieren — zum Beispiel nicht zu viel Fleisch essen — Fairtrade-Produkte kaufen, Kleinbauern unterstützen und so weiter. Im Falle einer akuten Hungersnot ist das jedoch nicht wirksam. Es geht dann darum, binnen Tagen Millionen von Menschen vor dem akuten Hungertod zu retten. Wer nicht spenden kann, kann auf seinen Social-Media-Kanälen oder auf anderem Wege auf die Katastrophe aufmerksam machen.